Am Montag, 3.2.2014 gegen 12 Uhr begann die Polizei, die Besetzung in der Neuköllnischen Allee zu räumen. Gegen 18 Uhr krachte die Protestpappel samt Baumhaus zu Boden. Dazwischen lag ein für den bisherigen Protest und Widerstand beispielloser Polizeieinsatz. Beamte mehrerer Hundertschaften, Hunde, Flutlicht, eine technische sowie ein kletternde Spezialeinheit wurden aufgeboten, um die geplante Trasse von allen Zeichen des Protests zu säubern. Holzfäller und Baufirmen agierten als ein Bestandteil dieses Großeinsatzes. Der Senat ließ Zähne zeigen und machte deutlich, dass ein Projekt wie die A100 nur mit massiven Zwang gegen die Bevölkerung durchsetzbar ist.
Anders als in manchen Medien suggeriert, ist die Räumung und Fällung der besetzten Bäume keine Niederlage des Protests. Die Protestpappel sollte ein Symbol für die Zerstörung sein, die die falsche Verkehrspolitik insgesamt anrichtet. Betrachtet man die umfangreiche mediale Berichterstattung, wird klar, dass dieser Plan aufgegangen ist. Der Berliner Senat wurde gezwungen zu zeigen, wie weit er für die Profite von Baufirmen und Autokonzernen geht.
Dabei geht es um sehr viel mehr, als das Dutzend Bäume, dass gestern unter Polizeischutz gefällt wurde. Nicht nur hunderte Straßenbäume sondern auch ebenso viele Kleingartenparzellen mussten dem 16. Bauabschnitt bereits weichen. Aktuell hat die Entmietung der zum Abriss vorgesehenen Wohnhäuser in der Beermannstraße 20 und 22 begonnen. Hier soll günstiger Wohnraum aktiv vernichtet werden. Die den MieterInnen vom Senat angebotene Entschädigung ist völlig unzureichend.
Würde der 16. Teilabschnitt in Betrieb gehen, hieße das mehr Lärm, mehr Abgase, mehr Klimaschäden, mehr Verkehrstote und eine weitere Schwächung des öffentlichen Nahverkehrs. Davon unbeeindruckt, plant der Senat bereits den 17. Bauabschnitt quer durch den Friedrichshain bis zur Storkower Straße.
Es ist klar, dass der Protest gegen die A100 gerade jetzt weitergehen wird. Sein Atem ist lang, die Möglichkeiten vielfältig und der Beton noch nicht gegossen. Das Aktionsbündnis A100 stoppen! trifft sich übrigens das nächste Mal am Donnerstag den 20.02. um 20:00 Uhr im Jugendclub E-Lok in der Laskerstr. 6-8.
Pressespiegel
Berliner Umschau – Kettensägen gegen Protest
Berliner Zeitung – Gegner der A100 vom Baum geholt
Facetten Neukölln – „Man hat mich ins offene Messer laufen lassen“
Lausitzer Rundschau – A 100-Gegner verzögern Räumung von Protestbaumhaus über Stunden
neues deutschland – Zwangsvollstreckung gegen Pappel (03.02.)
neues deutschland – Runter von der Pappel (04.02.)
rbb – Polizei holt A100-Gegner vom Baum
Reclaim Your City – Baumbesetzung gegen den Berliner Stadtautobahn-Ausbau
Tagesspiegel – Heute sollen besetzte Bäume geräumt werden (03.02.)
Tagesspiegel – Großer Polizeieinsatz auf den besetzten Bäumen (04.02.)
taz – Letzter Akt im Pappel-Drama
Welt – Polizei räumt besetzte Bäume
Pressemitteilung von Robin Wood
(Interview bis zur 34. Minute)
Chronologie
17:40 Uhr
Die Polizei-Klettereinheit hat die letzte Pappel nach und nach von oben abgesägt und so den letzten Kletterer aus dem Baum gehoben.
Auch wenn die letzte Pappel an dieser Stelle gefällt wurde, der Widerstand gegen dieses unsinnige und rückwärtsgewandte Betonprojekt, die Verlängerung der Stadtautobahn A100, geht weiter!
16:45 Uhr
Ein Aktivist ist weiterhin in der Pappel angekettet. Die Polizei-Klettereinheit hat es bis jetzt noch nicht geschafft, ihn herunterzuholen.
16:10 Uhr
das Baumhaus wird demontiert
15:35 Uhr
Bilder: die Baumbesetzung dauert an, danke Ruben Neugebauer/visual rebellion für die Fotos
15:20 Uhr
eine Person ist im Baumhaus mit einer Konstruktion am Baum festgekettet, Polizei schleppt Flutlichtmast an, wird länger dauern
15:00 Uhr
Absoluter Besucherrekord dieser Webseite vom Server der Senatsverwaltung:
Liebe Senats-Mitarbeiter/innen: Wie fühlen Sie sich dabei, diesen undemokratischen Beschluss zur A100-Verlängerung umzusetzen und dabei gegen die Menschen und die Umwelt zu handeln? Kontakt (auch anonym)
14:45 Uhr
Polizei holt Aktive vom Protest-Baumhaus, 2 Aktivist/innen sind noch oben, drei von vier Pappeln wurden gefällt
14:25 Uhr
Aktuelles Video zur Situation vor Ort (Autor Felix Herzog)
14.00 Uhr
weiterhin Akivist/innen im Baumhaus, die Polizei versucht sie herunterzuholen, die Demonstrant/innen am Boden haben das Grundstück verlassen
13:40 Uhr
Die Polizei hat das Gelände geräumt, eine technische Einheit der Bundespolizei erklimmt mit Leitern die besetzte Pappel, nicht besetzte Bäume werden gefällt
13:15 Uhr
viele Menschen + Presse auf und vor dem Grundstück
12:50 Uhr
Polizei: es sollen sich alle Personen, auch die Pressevertreter/innen, in 15 min vom Grundstück entfernen und droht ansonsten mit Anzeige wegen Hausfriedensbruch
12:45 Uhr
Der Eigentümer Da Silva übergibt sein Grundstück Neuköllnische Allee 33 an die Enteignungsbehörde
12:35 Uhr
Die Polizei postiert sich unter dem Baumhaus
12:10 Uhr
Der Eigentümer des Grundstücks Herr Da Silva und sein Anwalt verhandeln mit Herrn Lösch und 2 weiteren Vertretern der Enteigungsbehörde, es geht um die Lagerhalle
Es wird die Vollstreckung angekündigt
11:40 Uhr
ca. 100 Menschen sind auf dem Grundstück Neuköllnische Allee 33, außerdem ca. 20 Presse- und Medienleute
die Polizei ist mit ca. 15 Mannschftswagen und einem Höhenrettungsfahrzeug vor Ort im Hintergrund
außerdem BVB-Busse gesichtet
mehrere Aktive befinden sich im Baumhaus
alles friedlich
Viele Grüße aus Stuttgart und vom Hambacher Forst!
http://www.parkschuetzer.de/statements/168175
http://hambacherforst.blogsport.de/2014/02/03/raeumung-und-faellung-in-berlin/