Pressemitteilung
AktionsbĂĽndnis A100 stoppen fordert nach Staus auf neuem A100-Abschnitt: Sofortiger Planungsstopp und Umdenken in der Berliner Verkehrspolitik
Berlin, 01.09.2025 – Nur Tage nach der Eröffnung des 16. Bauabschnitts der Berliner Stadtautobahn A100 vom Dreieck Neukölln nach Treptow zeichnet sich ein Verkehrschaos ab. Seit dem 27. August 2025 nutzen Autofahrer die Verlängerung, doch am Abschnittsende Richtung Elsenbrücke stauen sich bereits die Fahrzeuge. Das Aktionsbündnis A100 stoppen hatte diese Entwicklung vorausgesagt: Die Baustelle an der Elsenbrücke schafft einen Engpass, der die ohnehin hochbelastete A100 weiter überfordert.
„Die Staus sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer verfehlten Verkehrspolitik, die auf Ausbau der A100 statt auf Nachhaltigkeit setzt“, erklärt Tobias Trommer, Sprecher des Bündnisses. Das Bündnis fordert nun konkrete Maßnahmen, um die Belastung für Mensch und Umwelt zu reduzieren.
Die A100 zählt bereits jetzt zu den am stärksten belasteten Autobahnen in Deutschland. Die Eröffnung des neuen Abschnitts hat den Autoverkehr weiter angeheizt, was zu mehr Staus führt und die Lebensqualität in den betroffenen Bezirken mindert. Kritiker wie wir haben gewarnt: Ohne grundlegende Änderungen wird dies der Dauerzustand.
Sofort umsetzbare Forderungen:
- Stopp der Planungen für den 17. Bauabschnitt nach Friedrichshain und Lichtenberg: Jeder weitere Ausbau steigert die Belastung und die Staugefahr am Ende der Strecke. Die A100 ist bereits überlastet – mehr Verkehr bedeutet mehr Staus, Lärm und Emissionen.
- Umwidmung des 16. Bauabschnitts zu einer innerstädtischen Straße mit Tempo 50: Dies würde den Verkehr entschleunigen, eine bessere Steuerung durch Lichtsignalanlagen ermöglichen und Staus reduzieren. Solche Maßnahmen haben in anderen Städten bewiesen, dass weniger Tempo mehr Flüssigkeit bringt.
Kurzfristige MaĂźnahmen:
Die nahezu parallel zur A100 verlaufende Ringbahn ist extrem unzuverlässig: Häufige Verspätungen und Ausfälle zwingen Pendler, auf das Auto umzusteigen – was die Staus auf der A100 verschärft. Das Bündnis fordert: Sicherstellung eines zuverlässigen 5-Minuten-Takts tagsüber. Nur so wird die Ringbahn eine echte Alternative zum Individualverkehr.
Mittel- bis langfristige Reformen:
Berlin braucht einen umfassenden Ausbau und eine Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs . Aktuell ist der ÖPNV in Berlin im Durchschnitt 1,95 Mal langsamer als das Auto[1]. Durch Investitionen in schnellere Verbindungen – z. B. mehr U- und S-Bahn-Linien, bessere Taktung und digitale Steuerung – würden deutlich mehr Menschen den ÖPNV nutzen. Ein Ausbau der Autobahn wäre dann überflüssig, und ein Rückbau der Stadtautobahn könnte beginnen. Beispiele aus anderen Metropolen zeigen den Weg: In Paris hat der Grand Paris Express (neue automatische U-Bahn-Linien) den ÖPNV beschleunigt und Millionen von Autofahrten eingespart [2] [3]. Gleichzeitig wurden Autobahnen rückgebaut, wie die Voie Georges-Pompidou, die zu einer begrünten Flaniermeile umgewandelt wurde – mit mehr Radwegen, weniger Lärm und besserer Luftqualität. Ähnlich in Barcelona: Rückbau von Straßen hat Platz für Grünflächen und ÖPNV geschaffen.
Darüber hinaus plädiert das Bündnis für eine ganzheitliche Politik, die über Verkehr hinausgeht:
- Familienfreundliche große Wohnungen schaffen: In Berlin fehlen bezahlbare Familienwohnungen, was zu Stadtflucht führt. Familien ziehen ins Umland – sogar in entferntere Regionen wie die Uckermark. Bessere Wohnangebote würden Wege verkürzen und den Verkehr entlasten.
- Reform der Bildungspolitik: Familien mit mehreren Kindern müssen früh Kita, Schule und Arbeit erreichen – oft nur mit dem Auto machbar, da der ÖPNV zu langsam ist. Das Bündnis fordert: Abschaffung der Schulgebäudeanwesenheitspflicht (eingeführt 1938!), Flexibilisierung von Schulzeiten und Anwesenheit, was den Verkehr insbesondere am Morgen verringern würde. Wie in vielen Ländern sollte eine Bildungspflicht gelten, nicht der Zwang zum Schulgebäude. Homeoffice-Modelle aus der Arbeitswelt könnten hier Vorbild sein.
„Die Staus auf der A100 sind ein Weckruf: Berlin braucht keine neuen Autobahnen, sondern smarte, nachhaltige Lösungen“, betont Tobias Trommer. „Politik und Öffentlichkeit müssen jetzt gemeinsam handeln.“