Dieser Radstreifen auf der Elsenbrücke in Berlin-Treptow soll zur Autospur werden

Elsenbrücke: Radspur opfern für mehr Autospuren — die falsche Antwort auf den durch die A100 verursachten Stau

Seit Eröffnung des 16. A100-Bauabschnitts von Berlin-Neukölln nach Treptow herrscht auf der Elsenbrücke Dauerstau. Die Buslinien 194 und M43 sind so stark betroffen, dass die BVG ihre Routen teilt. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will die Radspur von Friedrichshain nach Treptow streichen und stattdessen eine zweite Autospur einrichten. Radfahrer sollen künftig die 2,50 m breite Spur auf der Gegenseite in beide Richtungen nutzen. Doch diese Lösung ist unsicher und unattraktiv. Viele Radfahrer werden auf die Parkwegbrücke ausweichen – ein Engpass für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. So wird die Krise auf der Elsenbrücke zur Gefahr für die Schwächsten und ein Rückschritt in die autogerechte Stadtpolitik der 1950er-Jahre.

Ein Bauabschnitt, der den Verkehr verschlimmert hat

Die Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 in Berlin-Treptow sollte den Verkehr entlasten – stattdessen hat sie einen Albtraum aus Staus entfacht. Auf der Elsenbrücke gibt es nur eine Spur pro Richtung, ergänzt durch eine Radspur. Das Resultat: Autos und Busse stehen täglich im Stau. Besonders betroffen sind die Buslinien 194 und M43: In Spitzenzeiten sind sie unterbrochen oder geteilt. Ein aktueller Aushang der BVG weist Fahrgäste darauf hin, dass sie umsteigen oder zu Fuß weitergehen müssen – eine Zumutung gerade für Familien und Ältere.

Die BVG hat reagiert: Bei starkem Stau fahren M43 und 194 nur noch so nah wie möglich an den S-Bahnhof Treptower Park heran, ohne die Brücke zu queren. Das ist kein Detailproblem, sondern Symptom einer verfehlten Planung, die den Autoverkehr über alles stellt.

Offizieller Plan: Radspur weg, Autospur her

Neue Spurauteilung auf der Elsenbrücke in Berlin-Treptow: eine Radspur wird zur AutospurVerkehrssenatorin Ute Bonde kündigt an:

  • Die Radspur Friedrichshain → Treptow entfällt.

  • An ihrer Stelle wird eine zweite Autospur Treptow → Friedrichshain eingerichtet.

  • Radfahrer sollen künftig die 2,50 m breite Spur Treptow → Friedrichshain in beide Richtungen nutzen.

Bonde spricht von einem „minimalen Umweg“ und einer „deutlichen Verbesserung“ des Verkehrsflusses. Doch in Wahrheit wird hier eine sichere, direkte Verbindung geopfert und Radverkehr auf eine Mischlösung gedrängt, die Konflikte und Gefahren provoziert.

Warum viele Radfahrer auf die Parkwegbrücke ausweichen werden

Die Idee eines Zwei-Richtungsradwegs auf einer Seite der Elsenbrücke klingt auf dem Papier simpel – in der Realität bringt sie Nachteile:

  • Radfahrer aus Friedrichshain müssen Umwege mit fünf Ampeln in Kauf nehmen, um die Gegenspur überhaupt zu erreichen: drei Ampeln an der Kreuzung Stralauer Allee/Elsenbrücke und zwei weitere am S-Bahnhof Treptower Park.

  • Diese Umwege sind langwierig, unattraktiv und gefährlich im dichten Autoverkehr.

Viele Radfahrer werden deshalb die nahegelegene Parkwegbrücke als Abkürzung wählen – obwohl sie dafür nicht vorgesehen ist.

Die Probleme der Parkwegbrücke

  • Kein Radweg: Offiziell ein Fußweg, nur 2,04 m breit, Radfahrer dort nur geduldet. In Medien wie der BZ wurde fälschlich von einem 2,20 m breiten „Radweg“ gesprochen.

  • Drängelgitter: Enge Engstellen an den Auffahrten verursachen schon heute Rückstau.

  • Fußgänger verdrängt: Menschen mit Kinderwagen oder im Rollstuhl geraten in Konflikt mit Radfahrern. Drei Personen nebeneinander sind kaum möglich – zusätzliche Räder verschärfen die Lage.

Die Parkwegbrücke ist also kein Ersatz, sondern eine Gefahr.

Politik gegen die Schwächsten

Die Leidtragenden sind:

  • Radfahrer, die Umwege, Ampeln und unsichere Routen ertragen müssen.

  • Fußgänger, Kinderwagen und Rollstuhlfahrer, die auf der Parkwegbrücke bedrängt werden.

  • Busfahrgäste, die wegen Staus in unterbrochenen Linien stranden.

Anstatt den ÖPNV und Radverkehr zu stärken, fällt Berlin zurück in die Logik der autogerechten Stadt der 1950er-Jahre. Während Metropolen wie Paris Radwege ausbauen und Stadtautobahnen zurückbauen, setzt Berlin auf mehr Asphalt und eine wachsende A100. Die geplante neue Elsenbrücke mit drei Autospuren pro Richtung wird das Problem nicht lösen.

Rückwärtsgewandt: Berlins Abschied von der modernen Stadtplanung

Während Städte wie Paris Stadtautobahnen in Grünflächen umwandeln, den ÖPNV ausbauen und Radschnellwege schaffen, steuert Berlin in die entgegengesetzte Richtung. Die geplante Streichung der Radspur ist ein Rückfall in die autogerechte Stadtplanung der 1950er Jahre. Das Motto scheint zu sein: „Mehr Spuren für Autos lösen alle Probleme.“ Die Realität widerlegt diesen Irrglauben täglich auf der Elsenbrücke. Neue Straßen induzieren nur neuen Verkehr – ein wissenschaftlich belegter Effekt, den Berlin mit der A100 erneut ignoriert -4.

Was stattdessen nötig ist

  • Busvorfahrt sichern statt Linien zu teilen.

  • Radwege ausbauen, nicht zusammenstreichen.

  • Parkwegbrücke verbreitern und eine separate Radspur schaffen

  • Beteiligung der Betroffenen – von Anwohnern bis Umweltverbänden.

Die Staus auf der Elsenbrücke sind hausgemacht. Wer sie lösen will, braucht Mut und Vision – nicht das Zurückdrehen in die 1950er Jahre zur Politik der autogerechten Stadt.

Unsere Forderungen: Schluss mit der Betonpolitik

Das Aktionsbündnis A100 stoppen fordert ein sofortiges Umdenken:

  • Keine Streichung der Radspur Friedrichshain → Treptow auf der Elsenbrücke! Der Platz für den sicheren Rad- und Fußverkehr muss uneingeschränkt erhalten bleiben.
  • Vorfahrt für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr! Statt weiter in autozentrierte Infrastruktur zu investieren, muss der ÖPNV ausgebaut, ein zuverlässiger 5-Minuten-Takt bei der nahezu parallel zur A100 verlaufenden Ringbahn sichergestellt sowie sichere Radwege und barrierefreie Fußgängerwege geschaffen werden.
  • Nein zur Rückkehr der autogerechten Stadt, Berlin muss eine Stadt für Menschen werden – nicht für Staus.
  • Sofortige Schließung des 16. A100-Bauabschnitts! Die Autobahn verstärkt das Verkehrschaos und die Gefahrensituation. Sie muss so lange gesperrt werden, bis die Sicherheit für alle gewährleistet ist.
  • Endgültiger Stopp des 17. Bauabschnitts der A100! Jeder weitere Meter dieser Stadtautobahn ist eine Investition in die Verkehrshölle von gestern.

Berlin braucht eine mutige Verkehrswende, die Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht den Autoverkehr. Es ist Zeit, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und eine lebenswerte, sichere und zukunftsfähige Stadt für alle zu schaffen.

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Titelbild: Diese Radspur auf der Elsenbrücke soll zur Autospur werden

Aushang der BVG an Bushaltestelle (Linien 194/M43)
„BVG-Hinweis: Buslinien 194 und M43 sind in Spitzenzeiten geteilt – Fahrgäste müssen umsteigen oder zu Fuß weiter.“
Aushang der BVG an Bushaltestelle (Linien 194/M43)

„BVG-Hinweis: Buslinien 194 und M43 sind in Spitzenzeiten geteilt – Fahrgäste müssen ca. 1 km zu Fuß weiter.“

Überweg Elsenbrücke/Stralauer Allee mit Ampeln
„Ampel-Marathon an der Stralauer Allee: Radfahrer müssen drei Signale passieren, um die Elsenstraße zu queren.“
Überweg Elsenbrücke/Stralauer Allee mit Ampeln

„Ampel-Marathon an der Stralauer Allee: Radfahrer müssen drei Signale passieren, um die Elsenstraße zu queren.“

Überweg am S-Bahnhof Treptower Park mit Ampeln
„Zwei weitere Ampeln am S-Bahnhof Treptower Park: Umweg und Zeitverlust für den Radverkehr.“
Überweg am S-Bahnhof Treptower Park mit Ampeln

„Zwei weitere Ampeln am S-Bahnhof Treptower Park: Umweg und Zeitverlust für den Radverkehr.“

Drängelgitter und Fußgängerschild am Parkweg
„Schmale Engstelle mit Drängelgittern: offiziell ein Gehweg, kein Radweg – trotzdem wird die Parkwegbrücke als Ausweichroute beschönigt.“
Drängelgitter und Fußgängerschild am Parkweg

„Schmale Engstelle mit Drängelgittern: offiziell ein Gehweg, kein Radweg – trotzdem wird die Parkwegbrücke als Ausweichroute beschönigt.“

Rollstuhlfahrerin an der Auffahrt zur Parkwegbrücke
„Drängelgitter an der Parkwegbrücke: Für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen schon heute ein Hindernis, für zusätzlichen Radverkehr völlig ungeeignet.“
Rollstuhlfahrerin an der Auffahrt zur Parkwegbrücke

„Drängelgitter an der Parkwegbrücke: Für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen schon heute ein Hindernis, für zusätzlichen Radverkehr völlig ungeeignet.“

Drei Fußgängerinnen nebeneinander auf der Parkwegbrücke
„Mehr Platz gibt es nicht: Schon drei Personen nebeneinander füllen die Brücke aus.“
Drei Fußgängerinnen nebeneinander auf der Parkwegbrücke

„Mehr Platz gibt es nicht: Schon drei Personen nebeneinander füllen die Brücke aus.“

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