🚧 A100-Ausbau von Treptow bis Lichtenberg: Entschädigung für Baulärm bis zu 2,4 Milliarden Euro

Würde der Staat die rund 8.000 direkt betroffenen Anwohner des 17. A100-Bauabschnitts ähnlich entschädigen wie zuletzt beim Abriss der A100-Ringbahnbrücke am Dreieck Funkturm, könnten Kosten von bis zu 2,4 Milliarden Euro entstehen – mehr als doppelt so viel wie die aktuell veranschlagten Baukosten.

Im April 2025 erhielten Anwohner der Dernburgstraße 27–57 in Berlin eine Entschädigung von 100 Euro pro Nacht und Person für besonders laute nächtliche Abrissarbeiten im Zusammenhang mit dem Rückbau einer Brücke der A100. Die Maßnahme war auf eine Woche begrenzt, doch sie zeigt: Der Staat erkennt die Belastung durch Lärm in bestimmten Fällen explizit an.

Im geplanten 17. Bauabschnitt der A100 – von Berlin-Treptow bis zur Storkower Straße – sind hingegen Bauarbeiten über einen Zeitraum von bis zu 12 Jahren vorgesehen. Diese Annahme basiert auf der Bauzeit des 16. Bauabschnitts der A100, der vom ersten Spatenstich am 8. Mai 2013 bis zur geplanten Fertigstellung im Juni 2025 etwa 12 Jahre und 2 Monate dauern wird. Zwar handelt es sich um unterschiedliche bauliche Tätigkeiten (Abriss vs. Bau), doch die Auswirkungen auf die Anwohner sind vergleichbar: langanhaltender Lärm, Erschütterungen, nächtliche Arbeiten und Einschränkungen der Lebensqualität.
 
Basierend auf einer systematischen Auswertung der angrenzenden Straßen werden etwa 8.000 Menschen als direkt betroffen geschätzt. Die detaillierte Berechnung sowie die betroffenen Straßen sind in diesem Artikel dokumentiert: Der Bau des 17. Bauabschnitts der A100 würde 8000 Menschen belasten.
 
Szenario 1: Entschädigung für werktägliche Bauarbeiten über 12 Jahre
 
Angenommen, die betroffenen Anwohner würden nach dem Vorbild der Dernburgstraße entschädigt – 100 Euro pro Person und Arbeitstag:
Anzahl der Arbeitstage pro Jahr: 250
Gesamtdauer: 12 Jahre
Gesamtanzahl der Arbeitstage: 3.000
Berechnung: 3.000 Tage × 100 € × 8.000 Personen = 2,4 Milliarden Euro
 
Szenario 2: Entschädigung nur für besonders belastende Bauphasen
 
Da eine Entschädigung für jeden Arbeitstag über 12 Jahre als unrealistisch gilt, könnte man die Zahlungen auf besonders belastende Phasen beschränken – z. B. bei Rammarbeiten, intensiven Abrissen oder Nachtarbeiten. Diese könnten etwa 20 % der Bauzeit ausmachen.
Anzahl der belastenden Arbeitstage: 3.000 × 20 % = 600
Berechnung: 600 Tage × 100 € × 8.000 Personen = 480 Millionen Euro
 
Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit
 
Für Infrastrukturprojekte wird in der Regel eine Nutzen-Kosten-Bewertung (NKV) erstellt. Diese entscheidet mit darüber, ob ein Projekt als wirtschaftlich gilt und vom Bund gefördert werden kann.
Für den 16. und 17. Bauabschnitt der A100 lag das NKV laut IHK Berlin bei 3,6 (Quelle: IHK Berlin – Stadtautobahn A 100 weiterbauen). Ein Wert über 1,0 signalisiert wirtschaftliche Tragfähigkeit. Sollten jedoch Entschädigungszahlungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro oder mehr verpflichtend werden, würden sich die Gesamtkosten deutlich erhöhen – und das NKV entsprechend verschlechtern. Das Projekt könnte dadurch wirtschaftlich fragwürdig werden.
 
Fazit
 
Die temporäre Entschädigung in der Dernburgstraße war eine Maßnahme mit Signalwirkung. Überträgt man das Prinzip auf die 8.000 betroffenen Anwohner des 17. Bauabschnitts der A100, entstehen enorme Kosten – je nach Szenario zwischen 480 Millionen und 2,4 Milliarden Euro.
Die Auswirkungen auf die betroffenen Menschen sind real – unabhängig davon, ob es sich um Abriss- oder Bauarbeiten handelt.
Eine gerechte und transparente Regelung zur Entschädigung wäre daher ein wichtiges Signal. Gleichzeitig wirft sie Fragen zur Finanzierung und Wirtschaftlichkeit des gesamten Vorhabens auf.

❓ Was denkst du über eine Entschädigung beim Ausbau der A100?
▶️ Teile deine Meinung hier in den Kommentaren und diskutiere mit! 💬

Die A100 ist immer noch zu stoppen!

Flyer-Text zur Fahrrad-Skater-Demo “Vernunft statt Beton! A100 stoppen!” am Sonntag, 26.8.2012

Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass der stadtplanerisch, ökologisch und ökonomisch sinnlose Bau der A100 von Neukölln nach Treptow nie stattfinden wird.

Woher nehmen wir diese Hoffnung, obwohl die Verlängerung der Stadtautobahn nach den letztjährigen Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus doch im Koalitionsvertrag zwischen der SPD und der CDU aufgeführt ist?

Folgende 3 Punkte begründen unseren Optimismus:

1. Die Klagen gegen die A100 werden Ende September 2012 verhandelt

Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND und eine Klägergemeinschaft aus Grundstückseigentümern, Anwohnern und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg haben Klagen gegen den Weiterbau der A100 eingereicht. Diese werden nach derzeitigem Stand Ende September vor dem Bundesverwaltungsgericht verhandelt. Da es dabei u.a. um mehrfache Überschreitungen von gesetzlich vorgeschriebenen Luftschadstoff- und Lärmgrenzwerten geht, sehen wir für unsere Seite einige Erfolgschancen in diesem Prozess.

2. Die Finanzierung der Autobahn-Verlängerung ist nicht gesichert

Im Bundeshaushalt für 2012 sind keine Gelder zur Finanzierung des Bauprojekts bereitgestellt, und ob sich dies angesichts des chronisch unterfinanzierten Bundesverkehrswegeplans in den nächsten Jahren ändern wird, erscheint zumindest sehr fragwürdig. Ein nicht unerheblicher Punkt dürfte hierbei sein, dass die A100 von Neukölln nach Treptow pro Kilometer der teuerste Autobahnbau Deutschlands wäre. Vor kurzem stiegen die prognostizierten Kosten sogar noch um 55 Millionen auf nunmehr ca. 500 Millionen € (bei Mitberücksichtigung der Planungskosten), was in etwa 156 Millionen € pro km entspricht.

3. Die politische Großwetterlage kann sich in Zukunft wieder ändern

Wie die ersten beiden Punkte zeigen, kann es zumindest zu einer weiteren Verzögerung des möglichen Baubeginns kommen, falls das Projekt nicht sogar ganz gestoppt wird. In dieser Zeit sind Änderungen der politischen Großwetterlage nicht auszuschließen.

Bei den Berliner Parteien gibt es an der Basis eine Mehrheit gegen den Ausbau der A100. Die Oppositionsparteien Bündnis90/ Die Grünen, Die Linke und die Piratenpartei sind gegen den Bau. Eindeutiger Befürworter ist nur die CDU. Die SPD brauchte in den letzten Jahren zwei Parteitage, um ein knappes Votum pro A100 hinzubekommen. 2009 gab es noch ein Nein zur A100-Verlängerung. Zu einem knappen Ja reichte es dann 2010 und dies auch nur, weil Herr Wowereit den Entscheid faktisch mit der Vertrauensfrage zu seiner Person verknüpfte. Wieso eigentlich nicht noch einmal abstimmen lassen? Interessanterweise gibt es in letzter Zeit wieder Bewegung in der einst recht erstarrten SPD unter Wowereit.

Auch der Ausgang der Bundestagswahl 2013 kann die neue Bundesregierung dazu bewegen, noch einmal über den (Un)Sinn des teuersten Autobahnbaus Deutschlands nachzudenken.

Alle aufgeführten Punkte werden aber nicht ausreichen, wenn wir nicht weiter gemeinsam gegen diesen Bau kämpfen.

Deshalb – kommt am 26.8.2012 zur Rad-Skater-Demo !!!

Der Flyer-Text zum Ausdrucken (pdf)

A100-Ausbau von Neukölln nach Treptow: Kosten explodieren, Baubeginn ungewiss

Die Baukosten für die geplante Verlängerung der Berliner Stadtautobahn A100 von Neukölln nach Treptow  steigen auf ca. 500 Millionen Euro, der Baubeginn verschiebt sich um mindestens 2 Jahre, die Wirtschaftlichkeit sinkt – dies hat der Bundesrechnungshof nun ermittelt.

Bei einer Pressekonferenz am 27.2.2009 kündigte die damalige Stadtentwicklungssenatorin Frau Ingeborg Junge-Reyer den Weiterbau der A100 zur Anschlussstelle Am Treptower Park an und nannte folgenden Zeitplan:

  • Planfeststellungsbeschluss: 2010
  • Baubeginn: 2011
  • Verkehrsfreigabe des neuen Autobahnabschnittes: 2017
  • Kosten: 420 Millionen Euro

Die Realität im Jahr 2012, gut 3 Jahre später:

  • Planfeststellungsbeschluss: 29.12.2010
  • Baubeginn: ungewiss, frühestens 2013
  • Verkehrsfreigabe des neuen Autobahnabschnittes: ungewiss, frühestens 2020
  • Kosten: ungewiss, mindestens 475 Millionen Euro

Selbst dieser Zeitplan und Kostenrahmen kann nur im günstigsten Fall eingehalten werden, wenn:

  • das Bundesverwaltungsgericht die Klagen gegen die Verlängerung der A100 zügig entscheidet
  • die Beseitigung von kontaminieren Boden den Stadtautobahn-Bau nicht verzögert und verteuert
  • die Grundstücksankäufe (seit Mitte 2011 ausgesetzt) planmäßig verlaufen und es keine höheren Entschädigungsforderungen gibt
  • die Ausschreibung der Bauleistungen nicht zu weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen führt
  • es keine Kostensteigerungen etwa durch höhere Baupreise gibt
  • die Bundesmittel im Jahr 2013 (oder später) überhaupt für die A100-Verlängerung bereitgestellt werden, da das gesamte Investitionsvolumen für Verkehrsprojekte (2012 ca. 10,52 Milliarden Euro) nicht für alle Bauvorhaben ausreicht und auch andere Projekte teurer werden

Ergänzende Informationen hier im Berliner Tagesspiegel.

 

http://www.a100stoppen.de/?p=1734&preview=true